ANSPRACHE-aktuell 14. Januar 2025

Die Geschichte eines Trinkgelds am Hl. Abend: 20.000 Dollar

Weihnachtliche Güte

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Er wollte am Heiligen Abend Menschen glücklich sehen. So sagt es der US-amerikanische Rapper und Soulsänger Post Malone. Mit seinen Freundinnen und Freunden war der Rapper am Hl. Abend feiern – in einer Bar in Houston. Angeblich wurde er dort sofort erkannt und hob die Stimmung. Sie feierten die ganze Nacht. Und dann kam die Rechnung. Die Freunde des Rappers bezahlten.


Aber Post Malone wollte auch eine Rechnung; weil er ein Trinkgeld von – 20.000 Dollar geben wollte. Das sind etwa so viele Euro. Die Empfängerin ist eine 36-jährige, alleinerziehende Frau und Mutter. Sie sagt einer Zeitung: „Ich brach sofort in Tränen aus“. Bis dahin war sie traurig. Sie musste am Hl. Abend arbeiten; ihr Kind war allein. Sie will das Geld sparen. Schon lange plant sie, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Auch der Rapper hatte sein Glück. Er sagte: „Es war so toll, alle so glücklich zu sehen.

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Ja, man kennt alle die Einwände, die jetzt kommen können: der Mann kann es sich leisten, er wollte vielleicht seine Freunde beeindrucken, er wird gar nicht merken, dass ihm das Geld fehlt – und was man sonst noch – womöglich ein wenig sauertöpfisch – anmerken kann. Es stimmt auch alles.

Aber das Glück stimmt eben auch. Das Glück dessen, der gegeben hat und das Glück der Frau, die bekommen hat. Es ist ein großes Weihnachtsglück – wohl für beide und vielleicht auch noch für die, die das miterleben durften. Da sollen jetzt alle Bemerkungen zurückstehen; und es soll nur festgehalten werden: Hier war weihnachtliche Güte – und vielleicht eine rosige Zukunft für die junge Frau.

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Kann man mehr erwarten von Weihnachten? Vermutlich nicht. Ein Herz voller Frieden – wieder vielleicht für beide. Und die Frage, ob die Frau und der Rapper mit ihrem Glück gut leben werden? Man muss ja dem Glück, dass einem begegnet, auch gewachsen sein.

Hoffen wir für die Frau, dass sie ihre Pläne energisch wird fortsetzen können. Und hoffen wir für den spendablen Rapper, dass es nicht nur bei dieser einen Geste bleibt. Vielleicht kann er für mehr Gerechtigkeit sorgen – da, wo er lebt und arbeitet.

Wir alle wissen um die Ungleichheit der Welt. Vielleicht ist diese Ungleichheit nicht immer gleich ungerecht; aber seltsam ist es oft schon. Wie gut wäre es da, wenn sich die Parteien der nächsten Regierung mehr um diese Ungleichheit sorgen könnten. Und Ungerechtigkeiten abbauen. Oft ist Ungerechtigkeit Folge menschlichen Handelns; darum können Menschen sie auch kleiner werden lassen. „Es ströme das Recht wie Wasser“, ermuntert uns der Prophet Amos (5,24). Gerechtigkeit macht Gott Freude.

Michael Becker
mbecker@buhv.de